Andere Eltern

04/03/2011 15:16

 

Post by (ugg boots günstig) Mar 2011

Wir oft habe ich mir andere Eltern gewünscht, damals?
Wie oft ? Ich weiß es nicht – aber sehr oft.

Heute weiß ich – zu oft. Ja ja, später weiß man immer mehr.

Damals wollte ich auch, wie die anderen, eine warme Wohnung im Winter. Wie hab ich es gehasst morgens in den eisblumenbeleckten Räumen aus dem mittlerweile warmen Bett zu kriechen. Oftmals waren sogar die Tapeten vereist.

Wie hab ich es gehasst, die 9 Stufen hinab durch das Treppenhaus zur Toilette zu marschieren.
Wie hab ich es gehasst, die abgetragenen Klamotten von unseren reicheren Verwandten anziehen zu müssen.

Was mich ja gefreut hat, dass ich schnell größere Füße hatte, als meine Tanten. Da blieb mir wenigstens das Auftragen ihrer Schuhe erspart.
Ich bekam zwar auch nie die Schuhe, die ich liebte, denn die waren immer zu teuer, aber wenigstens eigene. Die drückten meist in der ersten Zeit, aber das nahm ich doch gerne in Kauf.
Oma hat dann abends ein Gläschen Doppelwachholder in die zu engen Schuhe gegossen und dann zog ich sie schnell an.
(vibram five fingers)

Na ja, das sollte nicht nur desinfizieren, sondern auch die Schuhe weiten. Ich glaube sogar, es hat gewirkt.

Wie hab ich es gehasst jeden Pfennig dreimal umzudrehen, wenn ich denn mal welche hatte.
Und wie gut konnte ich lügen, wenn sich die Schulkameraden morgens auf dem Schulweg beim Bäcker ein Brötchen mit Mohrenkopf kauften. „Nee, das mag ich nicht, bahh!“, höre ich mich noch sagen und draußen warten.
Später die Erleichterung, als ich nicht mehr lügen musste, weil ich mir dieses zu damaliger Zeit „hippe Frühstück“ auch mal kaufen konnte und ich es wirklich nicht mochte. Bähh.

Wie ich es gehasst habe, immer wieder improvisieren und organisieren zu müssen. Andere gingen in den Laden und kauften Notweniges. Wir organisierten es. Irgendwo – gebraucht und gut erhalten. Lebst du schon oder „spermüllst du noch?“ War es ein Ofen, ein Bett, ein Schrank oder sonst irgendwas...auch mein olles Fahrrad.

Wir ich es gehasst habe zu hören...Dafür haben wir kein Geld...und damit war die Diskussion beendet.
Trotzdem spürte man so etwas wie „glücklich sein“.

Doch damals schwor ich mir: Nein – ich werde nie so leben wollen, nie mehr improvisieren, nie mehr alte Klamotten tragen, nie mehr Kohleöfen füttern und vor allem, nie so werden wie ihr, meine Eltern.

Der Trotz der Jugend war so ausgeprägt. So ausgeprägt, dass viele Chancen einfach vorbeizogen. Trotzig genau das Gegenteil zu tun, was die eigenen Eltern getan hätten, aber auch trotzig das eigene Unvermögen zu spüren.

Tja, und immer wieder sah ich, dass ich meine Eltern nie verleugnen konnte, denn in unbeobachteten Augenblicken schimmerten doch wieder die so verhassten Eigenschaften durch.

Es hat lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass eben nicht alles schlecht war, in meiner Jugend. Es hat lange gedauert, bis ich aus vollem Herzen sagen konnte: „Probiere vieles und behalte was gut ist“.

So hab ich viele Eigenschaften erlernt oder ererbt, die ich nicht mehr missen möchte.

Mit weniger auskommen zu können, ohne Weltuntergangsstimmung ist so eine Eigenschaft. Hab alle Heizsysteme ausprobiert und bin auch wieder zum Festbrennstoff zurückgekehrt, ganz freiwillig. Jetzt mache ich auch morgens den Ofen an, weil es gibt für mich keine schönere Wärme als ein loderndes Buchenfeuerchen.

Hab fast alle Gehaltsklassen durch. Von 6000 Euro bis unter Sozialhilfesatz und gemerkt, das Glück kommt immer nur aus einem selbst, wächst nicht proportional mit dem Bankkonto.

Improvisieren ist eine meiner leidenschaftlichsten Tätigkeiten geworden. Wenn andere entmutigt aufgeben, dann fange ich erst an und sag: Geht nicht ? – gibt’s nicht!

Das Einzige was ich bis heute ablehne sind Schuhe, die drücken. Und ich weiß, dass ihr euch im Grabe umdrehen würdet, wenn ihr wüsstet, dass ich kein Paar Schuhe unter 180 Euro kaufe. Schuhe, die ich anziehe und ein Gefühl wie Barfußlaufen habe. Drückende Schuhe sind mein Kindheitstrauma.

Aber alte Klamotten ziehe ich immer noch an. 15 Jahre alte T-Shirts, die ich nicht wegwerfe, weil sie eben noch gut sind. Ich kaufe immer nur dann ein neues Stück, wenn ich ein altes ausrangiere.

Ich musste viel Leben leben um zu erkennen, dass ich heute keine anderen Eltern haben wollte, wie damals als Kind. Kann aus vollem Herzen sagen: Egal wie es war damals, ihr ward genau die Richtigen für mich.

Und das ist irgendwie ein gutes Gefühl, auch wenn es auf sich warten ließ.

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